60 Jahre nach der Hamburgischen Sturmflut von 1962 – In Zukunft auf die Folgen des Klimawandels vorbereitet sein- Schöpfwerke an der Alten Süderelbe und der Este zum Schutz vor Binnenhochwasser durch Starkregen in Süderelbe
Pressemitteilung Dr. Gudrun Schittek, Grüne Bürgerschaftsabgeordnete für den Wahlkreis Süderelbe zu dem von ihr initiierten Antrag der Grünen/SPD Fraktionen in der Bürgerschaft am 16. Februar“Bau eines Schöpfwerkes am Storchennestsiel und am Este-Sperrwerk zur Abwendung von Binnenhochwassern bei Starkregen im Raum Süderelbe“
Der Klimawandel verursacht immer mehr Extremwettereignisse mit Starkregen und Binnenhochwasser. Die Hochwasserkatastrophe im Ahrthal und im Süden Deutschland im Juli 2021 ist eine traurige Mahnung. Auch die Region Süderelbe kann von Starkregen in Kombination mit einer Sturmflut mit mehr als 3,5 m NHN Wasserstand betroffen werden. Der Klimawandel macht nicht vor der südlichen Hamburger Marsch halt.
Geographisch stellt sich die Wassersituation wie folgt dar: Über das 89,7 km² große Einzugsgebiet der Alten Süderelbe werden nicht nur die Marsch und der Moorgürtel südlich der zweiten Deichlinie entwässert, sondern auch die Geestgebiete der Fischbeker Heide und die Wohngebiete von Neugraben, Fischbek und Hausbruch. Die Entwässerung erfolgt über ein Geflecht von Gräben und Wettern zur zweiten Deichlinie, die dann über eine Vielzahl von Sielen und Schöpfwerken das Wasser in die Alte Süderelbe leiten. Mit der in Bau befindlichen A26-West wird das gesamte Entwässerungssystem im Süderelberaum neu gegliedert, ohne das Berechnungen zu etwaigen Starkregensituationen, wie im Juli 2021 erlebt, in der Planfeststellung der A26-West ausreichend berücksichtigt wurden.
Die Este mit ihrem Einzugsgebiet von 361 km² fließt mit einer Länge von 45 km durch die Landkreise Harburg und Stade und mündet auf Hamburger Gebiet in die Tideelbe. Von der Quelle bis Buxtehude durchfließt die Obere Este die Geest. Von Buxtehude bis zur Mündung in die Elbe bei Cranz durchfließt die Untere Este die Marschlandschaft.
Auskünfte der BUKEA auf Anfragen an die Bürgerschaft und die Bezirksversammlung Harburg bestätigen, dass die Entwässerung der Alten Süderelbe über das Storchennestsiel bei länger anhaltenden starken Regenfällen und gleichzeitigen Mehrfachsperrtiden aufgrund Sturmflut einen Engpass im Wasserabfluss darstellen können: Die Sieltore am Storchennestsiel können bei Sturmflutwasserständen nicht zum Köhlfleet öffnen und den Süderelberaum entwässern. So ein Ereignis ist bereits im Herbst 2019 eingetreten. Der Wasserstand der Alten Süderelbe war durch Starkregenfälle angestiegen und konnte wegen Flut nicht in die Elbe nicht entwässert werden. In diesem Fall gelang es dem Entwässerungsverband noch, das Wasser umzuleiten und über das Neuenfelder Schleusensiel in das Mühlenberger Loch abzupumpen. Die Obstanbauflächen und ein Teil von Neuenfelde wären sonst überflutet worden.
Eine ähnliche Situation stellt sich für die Estemarsch dar: Das Äußere Estesperrwerk schließt bei einem Wasserstand von 2,8m NHN, das innere Estesperrwerk bei 2,3m NHN. Beide Sperrwerke erlauben bei Sperrtiden keine Öffnung der Tore zur Entwässerung in die Tideelbe. Im Falle eines extremen Starkregenereignisses staut sich, wie am Storchennestsiel, das gesamte Wasser aus dem Abflussgebiet der Este an den Sperrwerken an der Mündung auf. In Hamburg limitiert die zweiten Deichlinie an der Este mit einer Sollhöhe von 4 m NHN das Stauvolumen.
Binnenhochwasser hat im Alten Land bereits 2002 gegeben, als das Hochwasser von Au und Lühe die Ortschaft Harsefeld überflutete.
Gudrun Schittek: „Ich wohne selbst im Hamburger Alten Land. Die Hochwasser der Tidelbe und die Binnenhochwasser der Este erlebe ich unmittelbar vor meiner Tür. Ich habe den Bürgerschaftsantrag initiiert, der die bereits vor Jahren gefassten Überlegungen zu Schöpfwerksbauten am Storchennestsiel an der Alten Süderelbe und der Estemündung beschleunigen soll. Nur über den Bau von Schöpfwerken kann der kurz bis mittelfristige der Schutz der dort lebenden Menschen vor den Gefahren von Hochwassersituationen erhöht werden.
Mit dem Antrag soll der bereits in Jahre 2004 planfestgestellte Bau eines Schöpfwerks am Storchennestsiel von der Alten Süderelbe in die Elbe zur Baureife gebracht werden. Zusätzlich soll der, in der ländergrenzüberschreitenden von Hamburg, Buxtehude und den niedersächsischen Gemeinden 2018 geschlossenen „Hochwasserpartnerschaft Este“ bereits genannte Bau eines Mündungsschöpfwerk an der Este, weiter verfolgt werden.
Der Hamburger Bürgerschaft soll in Jahresfrist die Schöpfwerkslösungen vorgestellt werden. Ich bin mir sicher, dass das Parlament nach eingehender Beratung entsprechende Haushaltsmittel für eine Realisierung bereitstellen wird.“
Rückfragen an Gudrun Schittek Tel. 0172 488 24 26