Wie geht’s weiter mit der hausärztlichen Versorgung in Süderelbe?

In Süderelbe gibt es immer weniger Hausarztpraxen. Wenn Hausärztinnen und Hausärzte ihre Praxen aus Altersgründen abgeben wollen, finden sich in viele Fällen keine Nachfolge mehr. Einige Praxen haben bereits geschlossen oder es sind nicht alle Kassensitze in Praxisgemeinschaften besetzt. Welche Gründe hat das? 

Ein Grund ist der demographische Wandel. Es gib weniger junge Ärzte und Ärztinnen, die die Weiterbildung zur Allgemeinmedizin absolvieren und die die Bereitschaft haben, sich niederzulassen. Gerade junge Frauen, die in der Zeit der Familiengründung sind und Kinder haben, schrecken vor den finanziellen Risiken einer eigenen Niederlassung zurück. Kolleginnen und Kollegen sind eher bereit, angestellt im Team und in Teilzeit zu arbeiten. Auch die Rahmenbedingungen sind nicht einfacher geworden. Oft ist es schwer, qualifiziertes Fachpersonal, besonders medizinische Fachangestellte, zu finden. 

Die Honorare für die medizinische Grundversorgung in der Allgemeinmedizin sind niedriger im Vergleich zu anderen Fachgruppen. Zudem erscheint es vielen Ärztinnen und Ärzten eher attraktiv, in innenstädtischen Quartieren zu leben und zu arbeiten. 

Welche Lösungen gibt es? 

Die Bezirksamtsleitung Harburg hat zusammen mit der Kassenärztlichen Vereinigung  Hamburg die  Kampagne „Lass dich nieder im schönen Hamburger Süden“ gestartet, um  gezielt  für Neugraben Fischbek und für die Neubaugebiete Haus- und Kinderärzt*innen  zu motivieren, sich niederzulassen. Die IBA hat im Fischbeker Heidbrook Räumlichkeiten und Baugrund bereit gestellt. Dort ist inzwischen seit Oktober 2022 eine Hausarztpraxis der „Avi Medicial“ eröffnet worden. „Avi Medical“ ist eine Kapitalgesellschaft, die deutschland- und europaweitweit Hausarztpraxen aufkauft und in Hamburg inzwischen  fünf  Praxen betreibt . Ärztinnen und Ärzte arbeiten angestellt. Die Praxen haben ein eigenes Betriebskonzept, bei dem auf telefonische Anmeldung fast vollständig verzichtet wird und Anmeldungen und Terminvergaben fast ausschließlich online erfolgen. Ob diese Form der Praxisorganisation allen Patienten und Patientinnen gerecht wird, muss sich erst beweisen. Und ob die Unabhängigkeit der ärztlichen Entscheidung bei der Patientenversorgung gewahrt wird und nicht Kapitalinteressen im Vordergrund stehen, sollte kritisch hinterfragt werden. 

Einen neuen, ganz anderen Weg gehen die Lokalen Gesundheitszentren in Hamburg. Die Sozialbehörde fördert die Gründung in jedem Hamburger Bezirk mit einer Summe von 100 000 € im Jahr über einen Zeitraum von 3 Jahren.  Die Poliklinik auf der Veddel ist ein Beispiel eines Lokales Gesundheitszentrum, das bereits seit einigen Jahren im Stadtteil arbeitet und gefördert wird. Die Gründung eines LGZ setzt einen Haus- oder Kinderarztsitz voraus, sowie die Kooperation mit lokalen sozialen Einrichtungen wie ambulanter Pflege, Sozial- und  Gesundheitsberatung- und Prävention. 

Das DRK plant in Süderelbe ein Lokales Gesundheitszentrum. Eine Kooperationsvereinbarung mit einem Hausärztin als Zweigpraxis in Neugraben ist bereits vorhanden. Das LGZ wird einen „Infopoint health care“ aufbauen und dafür mehrsprachige Sprechstunden zur Pflege-, Reha- und ambulanter fachmedizinischer Betreuung bieten. Interkulturelle Teams verfügen über langjährige Erfahrung in Gesundheitsversorgung und können mehrsprachige Hilfestellungen leisten. Es gibt bereits Pflege- und Sozialberatung und eine gute Kooperation mit der Vernetzungsstelle für Prävention. Das DRK Willkommensbüro Süderelbe, dass über eine langjährige Erfahrung bei der Integration von Geflüchteten aus vielen Ländern verfügt, kooperiert ebenfalls.  Zusätzlich besteht eine Zusammenarbeit mit Klinikabteilungen des Maria-Hilf-Krankenhauses. Das DRK ist in Harburg und Süderelbe mit verschieden sozialen Einrichtungen vor Ort etabliert und anerkannt. Dem LGZ in Süderelbe fehlen aktuell noch die Räumlichkeiten. Ein idealer Standtort wäre zum Beispiel das Süderelbe Einkaufzentrum. Die Lage ist zentral, das SEZ könnte aufgewertet und leerstehende Räumlichkeiten könnten genutzt werden. 

Als weitere Möglichkeit des Erhalts von Hausarztpraxen wäre die Gründung von Eigenbetrieben der Kassenärztlichen Vereinigung Hamburg. Hier könnten Ärztinnen und Ärzte zunächst angestellt arbeiten, um sich später für die Übernahme eines Kassenarztsitzes zu entscheiden. Praxen nach diesem Modell hat die Kassenärztliche Vereinigung Berlin inzwischen in Berlin gegründet, es gibt auch Beispiele in anderen Bundesländern. 

Für Süderelbe gibt es zur Zeit jedoch noch keine konkrete Planung einer Praxisgründung der KV Hamburg.  

In Süderelbe muss die hausärztliche Versorgung dringend verbessert werden, dafür setzte ich mit ein und bin mit verschiedenen Akteuren vor Ort im Gespräch. 

Schreiben Sie mir gerne:

Dr. Gudrun Schittek Gesundheitspolitische Sprecherin der Grünen Bürgerschaftsfraktion 

Tel. 0171 488 2426 

gudrun.schittek@gruene-fraktion-hamburg.de