Hochwassergefahr durch Hafenschlick und Kreislaufbaggerei am Estesperrwerk!

Einladung zur Pressekonferenz am 17.Februar 2021 um 14.30 Uhr am Estesperrwerk:

17.Februar 2021

Gedenken an die Sturmflut in Hamburg am 17.02.1962 

Heute Hochwassergefahr durch Hafenschlick und Kreislaufbaggerei am Estesperrwerk!

Die Opfer der Sturmflut 1962[1] sind bei allen Menschen in Hamburg im kollektiven Gedächtnis verankert. In den letzten Jahrzehnten wurden seitens der Stadt Hamburg und privater Eigentümer große Anstrengungen für die Sicherung des Hochwasserschutzes unternommen. Mit der aktuellen Elbvertiefung werden diese langjährigen Bemühungen kurzfristig ausgehebelt: es entstehen große Risiken für Überschwemmungen.

Denn Hamburg wird seinen Schlick nicht mehr los. Aktuell wird mit sage und schreibe vier Baggerschiffen Schlick aus dem Hamburger Hafen vor Neßsand an der Hamburger Landesgrenze bei Tinsdal verklappt.

Ein geregeltes Sedimentmanagement scheint aktuell für Hamburg nicht mehr anders bewältigt werden zu können: Die Verhandlungen mit Schleswig-Holstein zur 6. Verlängerung der Verklappung von Hamburger Hafenschlick vor Tonne E3 bei Helgoland kommen anscheinend nicht voran. Die für März 2021 geplante Alternative, eine von der HPA als „Plan B“ bezeichnete Verklappung am Nationalpark Wattenmeer vor Scharhörn, wirkt angesichts der massiven Einwände des Bundes, des Landes Niedersachen und der Naturschutzverbände BUND, Nabu und WWF unrealistisch.

Um die aktuelle und 9. Elbvertiefung mit der Brechstange als „vermeintlich erfolgreich“ umsetzen zu können, verbleibt Hamburg für die Beseitigung des Hafenschlicks nur ein Notanker; die Verklappung des Hafenschlicks vor Neßsand – keine fünf Elbkilometer von unserer Haustür an der Estemündung entfernt. Und genau das bedeutet, dass diese Verklappung insbesondere auf Kosten des Hochwasserschutzes im Süden Hamburgs und der umliegenden niedersächsischen Gemeinden an der Este geht! 

Der Betrieb des Estesperrwerks wird damit erneut bedroht. Wir erinnern: Die Tore des Estesperrwerks sind erstmals 2011 durch Schlick Ablagerungen havariert und mussten aufwendig instandgesetzt werden. Regelmäßig, letztmalig im November 2019, konnten die Tore erneut durch Sedimentablagerungen zwei Wochen lang nicht vollständig geschlossen werden – und das erneut in der Sturmflutzeit! Über 100.000 Menschen, die in der zweiten und dritten Meile des Alten Lands, den Stadteilen Neugraben, Hausbruch und Neuwiedenthal und den niedersächsischen Gemeinden Jork und Buxtehude wohnen, sind von Hochwasser bedroht, wenn das Estesperrwerk bei Sturmflut versagt. Im Zuge der 9. Elbvertiefung wird aktuell nun noch mehr Schlick vor Neßsand/Tinsdal verklappt, das ist alarmierend! 

Wir erwarten: 

  • Die erste Deichlinie muss ohne „Wenn und Aber“ jederzeit sicher sein!
  • Die Fortführung der Planungen zur Öffnung der Alten Süderelbe in einem Nachfolgeprozess des Forums Tideelbe sind einzustellen!
  • Erhaltungsbaggerei in der Este nicht nur im Bereich der Tore des Sperrwerks!
  • Erhalt der Wassertiefe für den Betrieb der Pella Sietas Werft und den Betrieb der Fähre „Cranz –Blankenese“!
  • Kreislaufwirtschaft statt Kreislaufbaggerei – für ein nachhaltiges Sedimentmanagement mit nachhaltiger Verwertung des Hafen- und Esteschlicks z.B. im Deich- und Straßenbau!
  • Endlich einen konstruktiven Dialog mit den Menschen vor Ort!

Unterzeichner und Träger der Pressemitteilung:

Dr. Gudrun Schittek MdHB  und Günter Kölln, Arbeitskreis Cranz

Gerd Lefers, FWG Kreistag Stade, Deichrichter 

Natallia Dean, Geschäftsführerin der Werft Pella Sietas GmbH 

Habbo Stark, Este Projekt Service GmbH 

Dirk Koepcke, Gerd Behr, Jörg Köpke, Hauptentwässerungsverband der Dritten Meile Altenlandes

Barthold Dehde, Schleusenverband Nincop

Andreas Kreft, Schleusenverband Liedenkummer

Dr. Manfred Brandt, Arbeitskreis Flutraum Denkmal 

Patricia und Holger Maciolek, Interessengemeinschaft Alte Süderelbe

Michael Lemke und Uli Felgentreu, Stadtrat Buxtehude Grüne Fraktion

Arno Hagenah, IG Este und hagenah & hagenah shipping gmbh

Walter Rademacher, Regionales Bündnis gegen Elbvertiefung

Ernst-Otto Schuldt, Verein zum Schutz von Hamburgs Elbregion e.V.

Manfred Hoffmann, Bürgervertretung Neuenfelde-Francop-Cranz

Paula Klingemann, Bürgerinitiative Hamburg für die Elbe


[1] Bildnachweis: „Deichbruch bei Neuenfelde“ aus Schleusenverband Neuenfeld u.a. (Hrsg.), „Sturmfluten und Hochwasserschutz in Hamburg“, Schrift anlässlich des 25. Jahrestages der Sturmflut, S. 7, Hamburg 1987.