15. November 2015 Rede in Neuenfelde zum Volkstrauertag
15. November 2015 Rede in Neuenfelde zum Volkstrauertag
70 Jahre nach Ende des zweiten Weltkriegs feiern wir heute hier in Neuenfelde den Volkstrauertag, so wie überall in Deutschland und so wie heute Mittag die Gedenkstunde im Deutschen Bundestag gefeiert werden wird.
Bereits nach dem ersten Weltkrieg hat der Bund Deutscher Kriegsgräberfürsorge versucht, einen gemeinsamen Tag der Trauer zu finden. Dann, in der Nazizeit,war der Volkstrauertag ein Tag des Heldengedenkens und der Verherrlichung der Naziherrschaft.
Nach dem Zweiten Weltkrieg hat sich der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge für diesen Tag als „ Tag der nationalen Trauer“ eingesetzt.
Dieser Tag ist nicht nur ein Gedenken an die toten Soldaten, sondern auch ein Gedenken an die zivilen Opfer des Krieges und der Diktatur. Wir gedenken auch den Frauen , Kindern und Männern , die in den besetzten Ländern und in Deutschland Opfer von Krieg und Gewalt geworden sind . Und inzwischen verstehen wir diesen Tag, als Tag der Mahnung,zu Versöhnung, zu Verständigung und des Friedens .
Wie unverständlich erscheint es uns heute, dass zur Zeit der Weltkriege unsere Nachbarländer, wie Frankreich und England die Erzfeinde waren und viele Millionen Menschen sterben mussten. Heute, da wir ein Europa ohne Grenzen selbstverständlich finden, wo wir frei in der Europäischen Union reisen können , wo unsere Kinder und Enkel Austauschjahre in den Ländern Europas und in der ganzen Welt verbringen . Auch in diesem Jahr nehmen wieder über 20 000 junge Menschen, wie in jedem Jahr, an den Begegnungen mit anderen jungen Menschen im Ausland teil, vom Deutschen Volksbund organisiert.
Diese Weltoffenheit und Weltverbundenheit zeichnet uns heute in Deutschland aus und darauf können wir stolz sein. Nicht umsonst bewundert uns die Welt für unseren Umgang mit den Flüchtlingen. Das Bewusstsein und die Erinnerung an den Krieg im eigenen Land ist ganz tief in unserem kollektiven Gedächtnis . Viele von uns haben in Familie und Bekanntenkreis Kriegsopfer zu beklagen.
Und jetzt kommt plötzlich der Krieg in Syrien, dem Irak , Afganistan hier zu uns ins Alte Land, wenn wir demnächst Geflüchtete bei uns aufnehmen.
Wir suchen noch nach dem gemeinsamen Weg, damit, für uns zum Wohl, und zum Wohl für die Geflüchteten, umzugehen. Aber, was wir ganz genau wissen, ist, das wir Frieden behalten und erhalten wollen und dass wir keine Erzfeinde wie damals haben werden . Und wir wissen genau, dass wir uns nicht von rechtem und nationalistischen Gedankengut aufwiegeln lassen werden, erst recht nicht nach den Anschlägen in Paris.
Wie stehen hier für die Freundschaft der Völker und für ein friedliches Miteinander.
Markus Meckel,der Präsident der Volksbunds Deutsche Kriegsgräberfürsorge, sagte dazu in diesem Jahr :
„Erst das Zusammenrücken der Nationen hat einen verlässlichen Frieden ermöglicht, welcher zuvor nicht möglich schien. Die Kriegsgräber von Millionen Toten mahnen die Lebenden und sind deshalb bedeutender Teil unserer europäischen Identität. Auch deshalb dürfen wir sie nicht radikalen Europagegnern, Extremisten und Nationalisten überlassen.
Indem wir die Toten und die Orte des Schreckens nicht vergessen, wird ein unerlässlicher Beitrag zum Frieden und zur Demokratie in der Gegenwart geleistet. „